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Die Hauptdruckverfahren: Tief- und Durchdruck
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Die Stufen des Drucks.

Die Hauptdruckverfahren: Tief- und Durchdruck

Gäbe es eine Hitliste der industriellen Druckverfahren nach Anteilen an der Produktion, stünden nach dem Offset- und dem Digitaldruck der Tiefdruck und der Durchdruck (auch Siebdruck genannt). Sie decken ab, was die beiden erstgenannten Verfahren nicht können. Denn mit Tiefdruck lassen sich höchste Auflagen in kürzester Zeit umsetzen, während per Durchdruck nahezu alles in jeder Größe bedruckt werden kann.

Tiefdruck

Tiefdruck
Tiefdruck mit “Sägezahn”: Im Druckbild erscheinen oft Ausfransungen an den Linien. ©Charlotte Erdmann

Das Druckverfahren des Tiefdrucks wurde schon im 15. Jahrhundert bei Kupferstichen und Radierungen eingesetzt. Wie der Name schon sagt, liegen dabei die druckenden Stellen tiefer als die nichtdruckenden. Die mit Ätzung oder Gravur erstellten Vertiefungen der Druckplatte, auch Näpfchen genannt, nehmen die Farbe auf und geben sie durch Druck auf den angefeuchteten Bedruckstoff wieder ab. Durch diesen mechanischen Druck sieht man auf so hergestellten Druckerzeugnissen immer den Rand der Druckplatte ein wenig.

Im industriellen Bereich kommt diese Technik vor allem beim Rotationsdruck zum Einsatz, mit dem Massenprospekte, Versandkataloge oder andere Druckmittel mit Auflagen von weit mehr als 100.000 erstellt werden. Denn die Abnutzung der Druckplatten ist im Tiefdruck, zu dem auch der Tampondruck, Rakeltiefdruck und Stahlstichdruck zählen, weit weniger stark, als in anderen Druckverfahren. Dafür erscheint die Farbe im Auftrag dicker, was man auch „pastos“ bezeichnet. Beim Druckbild lässt sich der Tiefdruck vor allem an der Ausfransung der Linien erkennen, auch „Sägezahneffekt“ genannt. Dadurch können Bilder leicht unscharf wirken.

Durchdruck

Siebdruck
Der Farbauftrag durch die offen gebliebenen Stellen mit einer Rakel auf den Bedruckstoff. ©Charlotte Erdmann

Wenn Farbe mit farbdurchlässigen Schablonen oder freien Stellen eines Kunststoffgewebes übertragen wird, nennt man das Durchdruck. Zu den Durchdruckverfahren gehört neben der im künstlerischen Bereich genutzten Serigrafie der Siebdruck, der erst im 20. Jahrhundert in Europa bekannt wurde. Das als Druckform eingesetzte Sieb besteht dabei aus Materialien wie Polyester, Nylon oder Stahl, da diese fein und dehnbar, dabei aber haltbar und sich wenig verziehend sind. Die Schablone wird auf das Sieb aufgebracht und die Farbe durch die offen gebliebenen Stellen mit einer sogenannten Gummirakel auf den Bedruckstoff übertragen. Für jede Farbe wird ein eigenes Sieb genutzt, eine Mischung der Farben wie beim Offsetdruck ist nicht möglich. Siebdruck und Durchdruck werden deshalb vor allem für große Formate in einer Farbe, Spezial- und Sonderfarbdrucke und den Druck auf unebene Flächen eingesetzt.

(Massen-) Siebdruck und Filmdruck

Im industriellen Bereich arbeitet man mit dem Flachsiebdruck, der große Rahmengrößen zulässt, oder dem Filmdruck. Dabei werden Rotations- oder Flachformmaschinen eingesetzt, die das Sieb auf eine zylindrische Druckform aufgespannt bekommen. Wie beim herkömmlichen Siebdruck streicht auch hier die Rakel die Farbe auf den Druckstoff. Der Farbauftrag wird auf diese Weise intensiver. Verpackungen, Werbematerialien wie Kugelschreiber oder auch Metalle lassen sich so bedrucken. Die Siebe sind dabei so feinmaschig, dass die Motive sogar mit Rastern aufgebracht werden können.

Können ist gefragt

Siebdrucker ist ein eigener Lehrberuf, denn für dieses Handwerk muss man besonders viel Wissen mitbringen. Seit 2011 lautet die richtige Berufsbezeichnung „Medientechnologe Siebdruck“. Dieser Druck-Fachmann muss genau auf die Eigenschaften des Bedruckstoffes eingehen und wissen, wie die Spannung des Siebs, Farbverdünnung und Rakelandruck justiert werden müssen. Nur wenn die Mischung stimmt, verschmieren die Kanten der Schablonen nicht. Auch sichtbare Rückstände, die sogenannten Wolken, entstehen, wenn beispielsweise das Sieb nicht rechtzeitig vom Bedruckstoff abgelöst wird.

Die Vorteile des Siebdrucks aber liegen auf der Hand: UV-beständige oder sonstige Spezialfarben können großflächig eingesetzt werden, unebene Flächen und ansonsten schwer zu bedruckende Materialien wie Glas, Metall oder Holz lassen sich bedrucken. Der Siebdruck wird deshalb neben dem Offset- und dem Digitaldruck sowie anderen Nischendruckarten weiter fortbestehen – auch im industriellen Bereich.

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Unsere Autorin Charlotte Erdmann, Geschäftsführende Gesellschafterin bei Solokarpfen Publishing UG. ©viaprinto (Bild: Matthias Martin)

Zu den Stufen des Drucks gehören auch Viskosität und Trocknung. Mehr dazu in der kommenden Folge.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bereits erschienen:

Die Geschichte des Drucks.
Druckprinzipien: von Flächen und Zylindern.
Das Hauptdruckverfahren. Eine Einführung.
Die Hauptdruckverfahren. Offsetdruck.
Die Hauptdruckverfahren. Digitaldruck.