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Die Kunst des Editorial Design – eine Begriffsklärung.

viaprinto-Wissen

Die Kunst des Editorial Design – eine Begriffsklärung.

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, lautet ein altes Gesetz der Kommunikation. Bilder, Videos und Infografiken stehen deshalb schon seit vielen Jahren hoch im Kurs der Leserschaft wie auch der Journalisten. Visueller Journalismus ist eine neue Disziplin. Doch ein Bild allein erzählt meist noch keine Geschichte. Die Zusammenstellung aus Wort und Bild ist es, die den Ausschlag gibt, ob eine Story gesehen und gelesen wird – oder eben nicht. Hier wie in Zeitschriften, Zeitungen, Magazinen, Broschüren und Büchern kommt die Kunst des Editorial Design zum Einsatz. Es ist die Kunst der redaktionellen Gestaltung.

Zielgruppengerechte Gestaltung

Im Vordergrund steht dabei immer das Layout des gedruckten Mediums – und dessen Zielgruppe. Denn der Zeitschriftenmarkt ist stark umkämpft und nur Magazine, die ins Auge fallen, werden letztendlich auch verkauft. Das gilt für im Kiosk erhältliche Werke ebenso wie für Firmenbroschüren oder Kundenmagazine. Das Aussehen des Druckwerks muss also nicht nur den Gesetzen des Marktes, sondern auch den Lesegewohnheiten der Zielgruppe folgen. Es muss so strukturiert sein, dass es sie visuell anspricht. Senioren lesen eben anders als Jugendliche. Sie haben unterschiedliche Sehgewohnheiten: Sie wollen junge oder klassische Fonts, kürzere oder längere Textabschnitte, lieben bunte oder eher weniger aufregende Bilder und vieles mehr. Auch die Zeilenlänge kann je nach Leserschaft unterschiedlich ausfallen. Bei all dem ist zu berücksichtigen, dass das Layout einer Zeitschrift oder eines Magazins den Leser zum Lesen animieren, ihn anlocken soll. Zugleich bietet es aber auch Informationen, es unterhält und führt durch das Werk, gibt Orientierung.

Gespür und Know-how

Auch so können Magazinseiten gestaltet werden. Hier geht es um die Beschreibung eines Fonts für Magazine. ©flickr_Crystian Cruz

Im Editorial Design befinden sich deshalb kreative Schönheit und reine Leserlichkeit oft im Widerspruch. Im Fokus steht die ansprechende Anordnung von Text, Bild und Weißraum. Ellenlange Überschriften, Bleiwüsten und verwackelte Schnappschüsse müssen teils hingenommen, teils neu gestaltet werden. Das erfordert Verhandlungsgeschick mit der Redaktion, den Autoren und den Fotografen sowie ein Gespür dafür, was für eine gute redaktionelle Gestaltung wirklich benötigt wird. Denn die Inhalte müssen die Neugier des Lesers wecken und dafür entsprechend angeordnet werden. Ein Editorial Designer muss wissen, wie ein Cover für den bestmöglichen Verkauf am Kiosk gestaltet wird. Dazu muss er die Vorschriften für den Barcode ebenso kennen, wie die Gesetzmäßigkeiten der Auslage am Kiosk. Bilder sind so zu positionieren, dass sie möglichst gut in der Auslage wirken. Farben sind so zu wählen, dass sie dem Leser den bestmöglichen, ansprechendsten Lesekomfort bieten.

Nur im Team

Ein gutes Editorial Design gelingt nur in Absprache mit der Bild- und Textredaktion, den Autoren, dem Fotografen und dem Lektorat. Wo müssen Bildunterschriften sitzen? Welche Länge dürfen Überschriften und Teaser haben? Wo darf ein Textkasten stehen, wo muss er verlängert oder gekürzt werden? Wo sind Bilder oder Illustrationen zu positionieren? All diese Fragen müssen im Team erläutert und geklärt werden. Ein Editorial Designer sollte den Text deshalb verstehen und grafisch „leben“. Denn im Editorial Design geht es immer darum, die Inhalte und Botschaften in eine einheitliche, gestalterische Sprache zu übersetzen und das Druckwerk zu einem gut lesbaren, ansprechenden Ganzen zu machen.

Serielle Wiedererkennung und Detailverliebtheit

So wurden Layouts ohne Computer gemacht. Ein Blick in die Editorial-Redaktion einer Zeitung im 20. Jahrhundert. ©Wikimedia_GeorgeLouis

Im Editorial Design sind neben einem gut aufgesetzten Layoutraster auch Stilbücher für den einheitlichen und immer wiederkehrenden Look einer Monats- oder Wochenpublikation wichtig. Die Zeitschriften, Zeitungen, Magazine, Broschüren und Bücher müssen über einen seriellen Wiedererkennungsfaktor verfügen. Das Logo darf sich nicht von Ausgabe zu Ausgabe verändern, die Bildsprache sollte gleich bleiben. Das Gespür und die Detailverliebtheit des Gestalters entscheiden darüber, ob Typografie, Satz, Bildsprache, Größenverhältnisse, Farbgebung und mehr ein einheitliches, wiederkehrendes Bild ergeben. Und sie entscheiden darüber, ob sich die Zeitung/Zeitschrift spontan am Kiosk verkauft oder Kundenmagazin/Flyer im Papierkorb landen oder wirklich gelesen werden.

 

Welche unterschiedlichen Formen es im Editorial Design gibt und wie sich eine Broschüre von einem Monatsmagazin in der Gestaltung unterscheidet, erfahren Sie im kommenden Teil dieser neuen Serie rund um „Editorial Design“.

 

Charlotte Erdmann (Bild: Matthias Martin)
Für die Wissensreihe konnten wir die Autorin Charlotte Erdmann gewinnen. Sie hat bereits einige andere Reihen für unseren Blog verfasst. (Bild: Matthias Martin)