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Mit Kaltfolientransfer werden Abrafaxe-Hefte zu wahren Hinguckern.

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Mit Kaltfolientransfer werden Abrafaxe-Hefte zu wahren Hinguckern.

Über das Frühjahr hinweg hat unsere große Wissensreihe “Möglichkeiten und Techniken von Veredelungen” Licht ins Dunkel gebracht. Passend dazu haben wir im Juli dann auch die  partiellen Veredelungen in unser Konfigurationsangebot aufgenommen. Doch wer wendet eigentlich die raffinierten Techniken in der Praxis an und welche Wirkung wird mit welchem Effekt erzielt? In einer vielseitigen Interviewreihe stellt unsere Gastautorin Charlotte Erdmann Veredelungen aus dem wahren Leben vor. Teil eins: Erfahrungen des Mosaik-Verlags (Abrafaxe) mit Kaltfolienveredelung auf dem Cover.

Wenn die Comic-Helden Abrax, Brabax und Califax – auch als Abrafaxe bekannt – neue Abenteuer beginnen, dann erstrahlt das Auftaktheft in einem ganz besonderen Glanz. Kaltfolientransfer, bedruckt und geprägt, ist das Geheimnis dieser auffälligen Covers. Verlagsinhaber Klaus Schleiter erzählt, wie es dazu gekommen ist und wie sie besondere Effekte damit erzielen.

 

Die Abenteuer der Abrafaxe

Seit 1976 erleben die drei Abrafaxe Abrax, Brabax und Califax ihre Abenteuer. Dabei reisen sie nicht nur um die Welt, sondern auch durch die Zeit. Sie waren schon im antiken Griechenland, trafen Nofretete im alten Ägypten, zogen als Ritter durchs Mittelalter und trafen unzählige große Abenteurer und berühmte Persönlichkeiten der Geschichte. Seit September 1991 haben sie dabei Klaus Schleiter an der Seite, der nach dem Mauerfall von dem von der Treuhand aufgelösten Verlag Junge Welt den Bereich MOSAIK übernahm und im „MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag“ die Abrafaxe weiter durch Raum und Zeit reisen ließ. „Keine einzige Ausgabe ist ausgefallen“, berichtet er stolz. „Gerade eben erzählen die drei das Abenteuer Hanse-Zeit, aktuell in Ausgabe 513.“

 

Besondere Abenteuer erfordern besondere Titel

Verlagsleiter Klaus Schleiter rettete die Abrafaxe über die Wende.

Hinter den Abrafaxen steht ein ganzes Team um Klaus Schleiter, das viel Arbeit in die einzelnen Abenteuerserien steckt: „Da die Abrafaxe-Abenteuer sehr eng an die Weltgeschichte angelehnt sind, verbringt unsere Redaktion viel, viel Zeit mit der Recherchearbeit. Bevor das erste MOSAIK eines neuen Abenteuers, das dann meist über 15 bis 25 Folgen geht, erscheint, vergehen oft zwei bis drei Jahre Vorarbeit.“ Besonders ins Auge stechen dann die Umschläge zum Start einer solchen Serie oder auch einer Jubiläumsausgabe: „Die Titel-Illustration geht immer oder zumindest meistens aus dem Inhalt des jeweiligen MOSAIK-Heftes hervor. Wir versuchen bereits auf dem Titel eine kleine Geschichte zu erzählen. Aber es gibt auch Ausnahmen, wie den Start eines neuen Abenteuers, eine Jubiläumsausgabe oder einen anderen wichtigen Abrafaxe-Anlass. Diese besonderen Titel bekommen dann auch eine besondere Gestaltung. Meist mit einer aufgeprägten Folie.“

 

Kaltfolientransfer für 100.000 Exemplare

Der MOSAIK Verlag nutzt dazu – nach einigen Experimenten – den Kaltfolientransfer. „Das war eine Idee schlafloser Nächte“, erzählt Schleiter. „Heißprägefolie wurde von uns schon häufig eingesetzt. Aber diese war eben nicht farbig bedruckbar. Gemeinsam mit unserer Druckerei experimentierten wir deshalb mit unterschiedlichen Folien. Und stießen schließlich auf Kaltfolientransfer als Veredelungstechnik. Anscheinend wurde diese aber nicht oft in so großen Auflagen eingesetzt.“ Das Problem: Die Druckfarbe wird von der Folie nicht aufgesaugt, sie steht auf der Folie und muss mit Bindemitteln und Trockenkanal getrocknet werden. „MOSAIK hat aber eine monatliche Druckauflage von über 100.000 Stück“, so Schleiter weiter. „Da hat die Farbe schnell aufgeschlagen und die Farbwalzen mussten immer wieder gereinigt werden. Das war eine echte Herausforderung.“ Die Mühe hat sich gelohnt. Es entstanden beeindruckende Titel-Optiken, die auch bei den Käufern und Lesern gut ankommen.

 

3D-Effekte mit Prägungen

Doch Schleiter bedruckt die Cover seiner Abrafaxe-Hefte nicht nur: „Unsere Idee war, die Folie bereits beim Aufbringen der Farbe mit unterschiedlichen Prägungen zu schattieren. Prägt man ganz feine Linien und lässt sie gegeneinander laufen, dann bekommt man wunderbare 3D-Effekte.“ Dazu muss die Folie erst bedruckt und dann geprägt werden. „Einmal haben wir zehn Hefte hintereinander, sogenannte Spin-Offs, mit dieser Technik versehen“, erzählt Schleiter weiter. „In den Heften ging es um mystische Dinge, da konnte man mit dem Kaltfolientransfer tolle Lichteffekt erzielen. Wenn man das Heft ein bisschen dreht, dann hat man einen anderen Farbeindruck. Ein echter Bonus für ein Sonderheft.“

 

Kosten und Mühen

Man könnte jetzt sagen, MOSAIK scheut keine Kosten und Mühen, um seine Leser zu beeindrucken. Aber das trifft es nicht ganz: „Wenn wir auf dem Titel eine Effektfolie drucken, dann wird das Heft besser verkauft. Aber natürlich rechnen wir mit dem Mehrverkauf, der dann wieder einen Teil der Kosten für den Kaltfolientransfer abdeckt. Denn diese Technik kostet eben mehr, als ein normaler Offsetdruck“, sagt Schleiter. „Die Folie, das Aufbringen, die Prägestempel – all das ist kostenintensiv. Und: Der Titel muss 14 Tage vor der normalen Drucklegung fertig sein. Das ist auch logistisch zu berücksichtigen, sodass man das nicht jede Ausgabe machen kann.“

 

Visionen und Ideen

Und doch sind diese besonderen Titel schon zum Markenzeichen der Abrafaxe-Hefte geworden, hinter denen ein kreatives Team steht. „Man muss versuchen, sich den gedruckten Titel im Geist vorstellen zu können. Und dann kann man an der Umsetzung arbeiten“, sagt Schleiter. Das ist bei MOSAIK echte Teamarbeit: „Der eine hat die Vision, der oder die andere eine Idee zur Prägung, dann kommt noch die eigentliche Illustration dazu, die all die geplanten Effekte bereits im Entwurf mit einbezieht.“ So entsteht nach und nach das Cover eines neuen Heftes, eines Serienauftakts. Bei MOSAIK gelingt das inzwischen sehr gut, „aber wir haben viel Lehrgeld bezahlt, um die gewünschten Druckergebnisse erzielen zu können“, erzählt Schleiter. Und führt weiter aus: „Man muss sich eben im Klaren sein, dass die Cover mit Kaltfolie, Prägung und Druck kostenmäßig nicht mit einem klassischen Offsetdruck verglichen werden können. Es ist eben etwas Besonderes, das dann die Käufer gerne honorieren.“

 

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von ©MOSAIK Steinchen für Steinchen Verlag

Charlotte Erdmann (Bild: Matthias Martin)
Für die Wissensreihe konnten wir die Autorin Charlotte Erdmann gewinnen. Sie hat bereits einige andere Reihen für unseren Blog verfasst. (Bild: Matthias Martin)

 

 

In der kommenden Folge plaudert eine Branding-Agentur aus dem Nähkästchen: Welche Veredelung für welche Effekte.