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Folge 8: Umwandeln mit Methode – die Rendering Intents.
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Was ist Color-Management?

Folge 8: Umwandeln mit Methode – die Rendering Intents.

Color_Management_TitelBisher haben wir erfahren, dass Farben beim Kalibrieren gefunden werden müssen und dass bei der Konvertierung Farben verloren gehen. Da Drucken ohne Farben generell unvorteilhaft ist, stellt unsere Fachautorin Charlotte Erdmann nun Methoden vor, um erfolgreich umzuwandeln. Kurz: Hier kommen die Rendering Intents.

Wenn Farben im Druck nicht so erscheinen, wie Sie sie zuvor auf dem Bildschirm gesehen haben, dann kann dies an der Umrechnungsmethode liegen, die Sie für den Wandel des Ausgangsfarbraums (meist RGB) in den Zielfarbraum (im Druck CMYK) verwendet haben. Mit dem Rendering Intent (Wiedergabeziel) wählen Sie die passende Umrechnung.

Gamut Mapping: Das Umrechnen der Farbräume 
Wie bereits in den vorhergehenden Folgen der Wissensreihe “Was ist Color-Management?“ beschrieben, kommen Sie um eine verlustbehaftete Anpassung des Farbraums kaum herum, wollen Sie ein digitales Bild ausdrucken. Denn während das Bild im großen RGB-Farbraum aufgenommen wurde, beschränkt sich Druck auf CMYK, das einen wesentlich kleineren Farbumfang hat. Der Gamut, wie der Farbraum im Englischen genannt wird, muss also je nach eingesetztem Gerät der Aufnahme (Quellmedium) und der Wiedergabe (Zielmedium) umgerechnet werden. Doch dabei sollen die sichtbaren Veränderungen der Farben so gering wie möglich gehalten werden. In Anwendungsprogrammen wie Adobes Creative Suite oder QuarkXPress werden die nicht auf dem Ausgabegerät darstellbaren Farben deshalb vom Quell- auf das Zielmedium angepasst. Diese Anpassung in Form einer Umrechnung nennt man Gamut Mapping.

Rendering Intents: Die Verfahren zur Umrechnung
Allerdings gibt es nicht DIE Umrechungsmethode, um ein in RGB aufgenommenes Bild in CMYK umzuwandeln, denn je nach Bildart und Ausgabegerät unterscheiden sich auch die Verfahren, mit denen Sie die besten Ergebnisse erzielen. Um die Umrechnung an verschiedene Druckmaschinen und Papiersorten allerdings bestmöglich anzupassen, schuf das ICC (International Color Consortium) sogenannte Rendering Intents, mit denen die Farbumrechnung von einem in den anderen Farbraum festgelegt wird. In den Rendering Intents sind die Strategien und Algorithmen zum Ersetzen der Farben, abgestimmt auf ein Zielmedium, hinterlegt. Der User findet sie in jedem Color-Management-System, das die diversen Programme anbietet. Egal also, ob Sie in Photoshop einen Softproof sehen wollen oder am Monitor die Farben 091014 Summarykalibrieren möchten, immer wieder wird der Anwender nach der „Renderingpriorität“ gefragt.

Vier Rendering Intents: Die Empfehlung
Das ICC legte insgesamt vier Rendering Intents fest, die allerdings nicht genormt sind, sondern nur eine Richtung der Umwandlung vorgeben. Aus diesem Grund kann das Ergebnis – ähnlich eines analogen Films, der je nach Hersteller und Entwicklung andere Farben aufweist – je nach eingesetztem Farbrechner unterschiedlich ausfallen. Setzten Sie also das Color-Management von Adobe ein, können die Endfarben anders sein, als bei der Nutzung des Apple-eigenen Color-Managements. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Rendering Intents das Farbwissen dieser Hersteller widerspiegeln und diese jeweils andere Umrechnungsformeln einsetzen. Dabei stehen allerings immer die vier vom ICC vorgegebenen Rendering Intents zur Wahl: Perzeptiv, Sättigung, Relativ farbmetrisch und Absolut farbmetrisch. Sie werden unterteilt in zwei Kategorien: Zum einen dem neuen Zweck (Re-Purposing) dienend und zum anderen für andere Druckausgaben (Re-Targeting). Zum Bereich Re-Purposing zählen das Perzeptive und das Sättigungserhaltende Rendering Intent. Die anderen Druckverfahren decken das Absolut farbmetrische und das Relativ farbmetrische Rendering Intent ab:

1. Wahrnehmungsorientiert, perceptual, empfindungsgemäß: Das Perzeptive Rendering Intent
Bei der Umwandlung eines Bildes zum Druck auf Papier wird oft wahrnehmungsorientiert umgerechnet. In Photoshop finden Sie bei den Farbeinstellungen (Menü „Bearbeiten“) dazu im Bereich „Konvertierungsoptionen“ die „Priorität“, die Sie auf „Perzeptiv“ einstellen sollten. Um die Farben bei dieser Umwandlung so nahe wie möglich ans Original zu bekommen, werden sie gesamt komprimiert, bis die Quellfarben in den Zielfarbraum eingepasst sind. Wahrnehmungsorientiert bedeutet dabei eine nicht-lineare Umwandlung, die große Farbabweichungen insbesondere bei neutralen bzw. wenig gesättigten Farbtönen verhindert. Diese werden vom menschlichen Auge nämlich wesentlich intensiver wahrgenommen, als Abweichungen bei gesättigten Farben. Gesättigte Farben werden also stärker im Perzeptive Rendering Intent komprimiert, als ungesättigte. Damit wird auch der kleineren Bandbreite an Farben im Druck Rechnung getragen, was auf der anderen Seite aber in einer blass wirkenden Darstellung resultieren kann. Dennoch eignet sich Perzeptiv gut zur Umwandlung von RGB in CMYK.

2. Sättigungserhaltend: Das Saturation Rendering Intent
Ebenfalls gut für den Druck und damit die Umwandlung von RGB in CMYK ist das Rendering Intent „Sättigung“ geeignet. Insbesondere kräftige Farben werden hiermit besonders gut wiedergegeben, da es die Farben insbesondere im Bereich der Sättigung bestmöglich umrechnet, wobei andere Werte wie Helligkeit etc. verändert werden. Das geht oft zu Lasten der Farbtöne, bringt aber leuchtende Farben im Druck. Insbesondere Darstellungen, in denen der Farbton nicht so wichtig ist, sind deshalb für diese Umrechnungsmethode geeignet. Dazu zählen Präsentationen oder Diagramme, aber auch Vektorgrafiken, deren Farbwerte nicht exakt dem Original entsprechen müssen.

Re-Targeting durch farbmetrische Verfahren
Wollen Sie Ihre Bilder zunächst auf einem Digitaldrucker mit sechs oder mehr Farben ausgeben oder eine Offsetmaschine für den Ausdruck verwenden, die Sonderfarben einsetzt, eignen sich die farbmetrischen Verfahren für die Umwandlung der Farbräume. Sie behalten alle Farbwerte des Zielmediums bei und schneiden die nicht wiederzugebenden Farben so ab (Clipping), dass sie auf dem Rand des Zielfarbraums abgebildet werden. Am Rand der Farbwerte kommt es dabei zwar zu einem höheren Detailverlust, innerhalb des Zielfarbraums aber wird die Farbdarstellung sehr nahe an der Quelle wiedergegeben. Es gibt zwei farbmetrische Verfahren, die je nach Ausgabegerät (Monitor oder Tintenstrahldrucker) ausgewählt werden:

3. Relativ colorimetrisch: Das Relativ farbmetrische Rendering Intent
Wollen Sie nur einen Softproof auf dem Monitor wiedergeben, ist das Relativ farbmetrische Rendering Intent zu wählen. Bei diesem Umrechnungsverfahren wird zunächst der Weißpunkt der Quelle und des Ziels analysiert, um darauf aufbauend die Farben umzuwandeln. Auch hier werden die Farben am Farbraumrand abgeschnitten, was zum Ausfransen sehr heller Farbtöne führen kann. Die Farben aber werden brillant und leuchtend wiedergegeben, so dass Sie Relativ farbmetrisch wie beim sättigungserhaltenen Verfahren vor allem für Präsentationen oder Vektorgrafiken nutzen sollten.

4. Absolut colorimetrisch: Das Absolut farbmetrisch Rendering Intent
Soll das Bild allerdings auf einem Digitaldrucker mit mehr als den üblichen vier Farben ausgedruckt werden, wählen Sie Absolut farbmetrisch. Dieses Verfahren berücksichtigt sowohl das Papierweiß als auch die absoluten Farbwerte, wodurch der Digitalproof dem Druckendergebnis im Offset sehr nahe kommt. Es wirkt sich also sehr ähnlich aus, wie die Umrechnung für den Druck selbst und weist nur wenig Qualitätsverluste auf, weshalb es inzwischen in den meisten Bildbearbeitungsprogrammen das voreingestellte Verfahren ist. Charlotte Erdmann

Charlotte Erdmann (Bild: Matthias Martin)
Charlotte Erdmann (Bild: Matthias Martin)

 

Lesen Sie in der kommenden Folge aus unserer Reihe
“Was ist Color-Management?”:
Was sich hinter Farbtiefe und Farbsättigung verbirgt.

 


 

 

 

Bereits erschienen:
So nimmt das Auge Farben wahr.
Warum Farben dreidimensional sind.
RGB, CMYK und LAB erklärt.
Farbräume für Monitore – sRGB oder Adobe RGB?
Monitore kalibrieren – Die richtige Farbe finden.
Den Farbraum bestimmen – so geht’s.
Farben konvertieren bedeutet immer Verluste.